Dynamische Stromtarife werden als flexible und moderne Lösung für den Energieverbrauch präsentiert. Können Sie kurz erklären, wie sie funktionieren?
Joachim Kania (Vertriebsleiter der Stadtwerke): Gerne. Bei einem dynamischen Stromtarif ist der Preis direkt an die Strombörse gekoppelt. Das bedeutet, dass der Preis für jede Kilowattstunde stündlich neu festgelegt wird, je nach Angebot und Nachfrage. Voraussetzung dafür ist ein intelligentes Messsystem, das den Verbrauch im 15-Minuten-Takt erfasst und übermittelt.
Welche Vorteile bieten diese Tarife für Verbraucher?
Joachim Kania: Der größte Vorteil ist die Flexibilität. Verbraucher können ihre Stromnutzung auf Zeiten mit niedrigen Börsenpreisen verlagern und dadurch ihre Energiekosten senken. Gleichzeitig tragen sie durch eine solche Anpassung zur Netzstabilität bei, da Lastspitzen vermieden werden. Das ist besonders wichtig, um die Integration erneuerbarer Energien in unser Stromnetz zu fördern.
Das klingt vielversprechend, aber es gibt bestimmt auch Herausforderungen.
Joachim Kania: Das stimmt. Ein dynamischer Stromtarif bringt auch Risiken mit sich. Zum einen können die Preise stark schwanken. Das bedeutet, dass die Stromkosten in Zeiten hoher Nachfrage oder begrenzten Angebots unerwartet steigen können und man in diesem Zeitfender keine Möglichkeit hat, seinen Verbrauch einzuschränken. Diese Unvorhersehbarkeit kann für Haushalte, die sich nicht aktiv mit ihrem Verbrauch auseinandersetzen, eine Herausforderung darstellen. Gerade im Winter, wenn eher weniger erneuerbare Energien zur Verfügung stehen, kann der Strompreis stark schwanken
Welche weiteren Herausforderungen gibt es?
Joachim Kania: Dynamische Tarife sind komplexer als klassische Stromtarife. Kunden müssen sich regelmäßig über aktuelle Preise informieren und ihren Verbrauch anpassen, um wirklich zu profitieren. Das erfordert ein gewisses Maß an Engagement und technisches Verständnis. Außerdem erfordert der Wechsel zu einem dynamischen Tarif den Einbau eines intelligenten Messsystems, was mit zusätzlichen Kosten und einem gewissen Umstellungsaufwand verbunden ist.
Für welche Haushalte könnten diese Herausforderungen problematisch sein?
Joachim Kania: Für Haushalte mit einem sehr konstanten oder schwer steuerbaren Energieverbrauch, wie z. B. Familien mit kleinen Kindern, könnten dynamische Tarife weniger geeignet sein. Auch Menschen, die sich nicht regelmäßig mit den Preisschwankungen auseinandersetzen möchten oder können, könnten Schwierigkeiten haben, die Vorteile des Tarifs voll auszuschöpfen.
Wie können interessierte Kunden dennoch von den Vorteilen profitieren und die Risiken minimieren?
Joachim Kania: Wir empfehlen eine gute Planung und gegebenenfalls die Nutzung smarter Technologien wie programmierbare Geräte oder Energiemanagementsysteme. Diese können den Stromverbrauch automatisch auf günstigere Zeiten legen, ohne dass Kunden ständig manuell eingreifen müssen. Besonders interessant ist es immer, wenn man den Zeitpunkt der Verbräuche beeinflussen kann, zum Beispiel beim Laden des E-Autos.
Wie können Verbraucher überprüfen, ob ein dynamischer Tarif für sie geeignet ist?
Joachim Kania: Interessierte können auf unserer Website einen Verfügbarkeitscheck durchführen und sich individuell beraten lassen. Wir helfen dabei, die Vor- und Nachteile für den jeweiligen Haushalt abzuwägen.
Weitere Informationen finden Sie hier: Dynamischer Tarif