Abwasser wird zur Wärmequelle: Wie Kläranlagen nachhaltiges Heizen ermöglichen
In Radolfzell arbeitet man derzeit an einem vielversprechenden Projekt. Die Stadtwerke werden aus dem geklärten Abwasser der Kläranlage in Radolfzell Wärme entziehen, um damit Gebäude zu beheizen. Wie das funktioniert und was das Gute daran ist?
Wasser aus der Kläranlage zu nutzen, um Wärme zu erzeugen ist für das Stadtwerk nicht nur ein großes Projekt, vielmehr legt es den Grundstein für die kommunale Wärmewende.
Die Stadtwerke setzen bei der Wärmegewinnung auf ein Abwasserwärmerückgewinnungssystem: Dieses System verwendet in Radolfzell drei Wärmetauscher, die dem Wasser Wärme entziehen und diese in eine Großwärmepumpe leiten. Angetrieben wird die Wärmepumpe mit regionalem Ökostrom.
In Phasen, in denen eine hohe Nachfrage nach Wärme besteht, besonders morgens, wenn viel Warmwasser gebraucht wird, schafft ein Pufferspeicher Abhilfe. In diesem Speicher wird Wasser gesammelt und durch überschüssige Energie aus der Wärmepumpe erhitzt. Sollte plötzlich eine große Menge warmes Wasser gleichzeitig benötigt werden, kann dieses direkt aus dem Pufferspeicher entnommen werden.
Um die Versorgungssicherheit – besonders außerhalb der warmen Monate – zu gewährleisten, setzt man auf ein Gas-Blockheizkraftwerk (BHKW) und einen Gas-Spitzenlastkessel, die bei zu niedrigen Außentemperaturen und gleichzeitig hohem Verbrauch zugeschaltet werden.
Zukünftig soll das BHKW mit Bioerdgas oder, wenn verfügbar, mit Wasserstoffbetrieben werden. In der ersten Phase des Ausbaus soll die Wärmepumpe 77 Prozent des gesamten Energiebedarfs abdecken. Im Winter wird der überschüssige Strom aus dem BHKW genutzt, um die Wärmepumpe anzutreiben, da in der dunkleren Jahreszeit weniger Strom von der Fotovoltaikanlage gewonnen wird.
Die kommunale Wärmewende ist ein wichtiger Schritt für die nachhaltige Energieversorgung. Eine vielversprechende Möglichkeit, denn allein dieses Wärmeprojekt kann bis zu 2.800 Tonnen CO2 jährlich einsparen.